Isaak Babels legendäre Gangstergeschichten - gelesen von Oliver Peuker

Im Garten des Literaturmuseums von Odessa (ukrainisch Odesa) stehen die Figuren von drei Autoren stellvertretend für die Sprache und Kultur, mit der sie zum kulturellen Mosaik der Stadt beigetragen haben. Es sind Alexander Puschkin für das Russische, Nikolai Gogol für das Ukrainische und Isaak Babel für das Jüdische.

Isaak Babels Werk scheint heute weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Zu seinen Lebzeiten hat er nicht zuletzt durch seine „Geschichten aus Odessa“ in den 1920er Jahren Weltruhm erlangt. Diese Erzählungen entführen uns in die jüdischen Unterwelt des Odessaer Stadtviertels Moldawanka – einem Sündenpfuhl und Sehnsuchtsort für alle Glücksritter, Gangster und Ganoven. Sie erzählen vom Aufstieg des Gangster-Königs Benja Krik.

Babels wichtigster Förderer Maxim Gorkij hatte noch 1908 beklagt, dass Juden in der Literatur stets nur als Leidende und Märtyrer porträtiert wurden. Die „Geschichten aus Odessa“ setzen dem Ende. Die Kriks (dt. Schrei), deren Name allein schon lärmende Durchsetzungskraft verbürgt, sind ein jüdisches Gangstergeschlecht mit einem überlebensgroßen Vater, grell gekleideten Söhnen und einer gigantischen Tochter, die ihren Bräutigam lüstern ins Ehebett schleppt „wie eine Katze, die im Maul eine Maus trägt und sie sacht mit den Zähnen prüft“.

Babels Helden sind keine Waisenknaben. Ihr Repertoire reicht von Brandstiftung und Erpressung bis zum Mord.  Doch durch die halbseidene Eleganz, die Höflichkeit dieser Ganoven in himbeerroten Hosen erscheinen ihre Verbrechen im Licht einer augenzwinkernden, karnevalistischen Leichtigkeit.  Der Reiz von Babels Gangsterprosa liegt im Sieg der Form über den Inhalt, in der Verführung durch den Stil.

Beim zeitgenössischen Publikum waren Babels Odessa-Geschichten überaus populär. Vor allem die Jugend zitierte die Texte seitenweise auswendig. Für die Kritiker war dies ein Grund zur Besorgnis. Sie sahen in Babels Erzählungen ein „bestialisches Banditentum“ ästhetisch gerechtfertigt.

Mit „Geschichten aus Odessa“ bringt der Schauspieler Oliver Peuker eine Auswahl dieser Gangstergeschichten zu Gehör.

„Zu den Wundern, welche die russische Erzählkunst des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat, gehören die Werke von Isaak Babel.“ Neue Züricher Zeitung

Isaak Babel (1994 – 1940) wuchs in Odessa auf, arbeitete als Journalist in St. Petersburg, wo Maksim Gorkij sein Talent entdeckte, und zog 1920 mit der Roten Kavallerie des Generals Budjonnyj als Reporter in den Russisch-Polnischen Krieg. Die aus dieser Schreckenserfahrung hervorgegangene „Reiterarmee“, die „Geschichten aus Odessa“ und der Zyklus „Die Geschichte meines Taubenschlags“ begründeten seine Weltruhm. 1939 wurde er verhaftet, 1940 als Staatsfeind erschossen.

Cosmos Factory Theaterproduktion

Oliver Peuker & Ute Falkenstein GbR
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